Die Zeckenzeit hat begonnen und viele Hundehaltende fragen sich: Wie gefährlich Zecken für ihr Tier sein können und was getan werden kann, um den Hund vor Krankheiten zu schützen. Hier einige Infos zum Thema.
Welche Zeckenarten gibt es hierzulande eigentlich?
Interessant ist, dass verschiedne Zeckarten zu bestimmten Jahreszeiten vermehrt auftreten. Das ergeht aus einer Studie der Vetmeduni Wien. Vor allem im April und Mai, aber auch im September beißt Ixodes ricinus gerne zu. Zu dieser artenreichen Zeckengattung aus der Familie der Schildzecken gehört auch der Gemeine-Holzbock, der in unseren Breiten 95 % der Zecken ausmacht und Krankheiten wie Borreliose, Anapasmose, FSME sowie Ehrlichiose auf Hunde überträgt. Die am zweithäufigsten gefundene Zeckenart Dermacentor reticulatus, eine Babesien auch auf Hunde übertagende Auwaldzecke, ist schon in März und April aktiv und tritt auch im Oktober und November wieder geringfügig auf. Die dritte Zeckenart konnten die Forscher nur in den Sommermonaten Juni und Juli feststellen. Die Haemaphysalis concinna tritt bei uns selten auf, weil diese Zeckenart weitaus wärmeres Klima bevorzugt.
Welche Krankheiten werden von Zecken übertragen und was für Symptome können beim Hund aufreten?
BABESIOSE (Hundemalaria):
Babesiose kommt beim Menschen selten vor und tritt überwiegend in den Mittelmeergebieten bei Tieren auf. Babesiose beim Hund ähnelt den Symptomen der menschlichen Malaria und ist eine Infektion mit einzelligen Parasiten, die rote Blutkörperchen zerstören und dadurch zu Blutarmut führt. Diese Erkrankung kann unbehandelt schnell zum Tod eines Hundes führen. Zur Behandlung von Babesiose gibt es bereits wirksame Medikamente und Maßnahmen zur Vorbeugung. Weit verbreitet wird die An-Hunde-Übertagbare-Babesien-Erkrankung durch die Auwaldzecke in Spanien, Protugal, Südfrankreich, dem gesamten Mittelmeerraum, Polen, Ungarn und den Niederlanden. Durch zunehmende Urlaubsreisen sowie Importhunde wurde die Auwaldzecke wie auch die Krankheitserrecher der Zecke in den Norddeutschen-Raum eingeschleppt. Mittlerweile ist sie bereits in ganz Deutschland verbreitet und jedes Jahr erkranken dort etwa drei- bis viertausend Hunde, die niemals im Ausland gewesen sind. Wird beabsichtigt mit dem Hund in diese Gebiete zu verreisen, ist eine entsprechende Prophylaxe des Tieres empfehlenswert.
Überträger:
Die Übertragung bei einem Zeckenstich durch die Auwaldzecke dauert etwa 48 bis 72 Stunden. Auch die Sandmücke überträgt Babesiose und zwar gleichzeitig mit dem Saugakt.
Inkubationszeit nach einem Biß:
5 bis 28 Tage (Quelle: laboklin)
Symptome:
hohes Fieber, Teilnahmslosigkeit, blasse Schleimhäute (Anämie) bis gelbliche Schleimhäute (Gelbsucht), Appetitlosigkeit, Druchfall und Erbrechen gefolgt von rötlich gefärbtem bis braunem Harn und akutem Nierenversagen
Vorbeugung:
Impfungen zur Vorbeugung von Babesiose sind in Österreich nich zugelassen. Spot on Präparate oder Halsband mit Zweifachwirkung gegen Zecken und Mücken
Nachweis:
mikroskopische Untersuchung des Blutbilds, wegen der verzögerten Immunantwort ist nicht immer ein eindeutiger Nachweis möglich
Bemerkung:
Babesien sind nicht vom Hund auf den Menschen oder andere Tierarten übertragbar
BORRELIOSE:
Die Borreliose wird durch bestimmte Bakterien (Borrelien) verursacht. Diese Erreger leben hauptsächlich im Darm der "Gemeinen-Holzbock-Zecke". Nach einem Zeckenbiß, können bei Hunden akute Gelenksentzündungen entstehen. Diese Symptome treten nur bei einem kleinen Teil der infizierten Tiere auf. In Österreich ist das Risiko einer Borreliose-Infektion jedoch besonders groß, da inzwischen durchschnittlich jede dritte Zecke mit den gefährlichen Borrelien infiziert ist. Durchseuchungsrate: bei erwachsenen Zecken 20-30 %, bei den Nymphen, einer jugendlichen Entwicklungsform der Zecken, 5-20 %. Hunde weisen je nach Region Infektionsraten zwischen 17% und 61% auf. Von allen infizierten Hunden erkranken letztendlich 5-10 %.
Überträger und Inkubationszeit:
Die Übertragung bei einem Zeckenstich durch den Gemeinen-Holzbock dauert etwa 24 Stunden.
Symptome:
ggf. entzündeter Zeckenstich (eventuell mit Wanderröte), akute Gelenksentzündungen, Fieber, Müdigkeit, Lahmheiten, Abmagerung, neurologische Ausfallerscheinungen, ...
Vorbeugung:
Zecke schnellstmöglich entfernen
Nachweis:
Entnahme einer Gewebeprobe an der Stelle des Zeckenstichs oder von Gelenksflüssigkeit. Ein Test allein, auf das Vorliegen von Antikörpern gegen Borrelien, ist nicht krankheitsbeweisend
Bemerkung:
Borreliose kann nicht von Hund zu Hund - oder gar vom Hund auf einen Menschen übertragen werden.
ANAPLASMOSE:
Einzellige Parasiten befallen bei der Anaplasmose einen Teil der weißen Blutkörperchen. Eine Anaplasmose-Erkrankung erstreckt sich oft auf mehrere Jahre und verläuft verschiedene Phasen. Akut erkrankte Hunde leiden an hohem Fieber und Appetitlosigkeit. Zudem verursachen Gelenksentzündungen Lahmheiten am gesamten Körper. Wird die akute Phase überlebt, folgt eine Zeit, in der die Tiere gesund erscheinenen, die Krankheitserreger aber weiterhin beherbergen. Beispielsweise durch Stress oder Erkrankungen, können die Symptome der Anaplasmose erneut ausbrechen.
Überträger:
Die Krankheit kann ebenfalls durch einen Zeckenstich des Gemeinen-Holzbocks übertagen werden und ist gegenwärtig vor allem in Nordeuropa auf dem Vormarsch.
Inkubationszeit nach dem Biß:
2 - 20 Tage
Symptome:
hohes Fieber, Atembeschwerden, Husten, Augen- und Nasenausfluss, Niesen und sogar Nasenbluten, Störung im Proteinhaushalt, Schwäche, Appetitlosigkeit, Gelenksentzündungen, Lahmheit, schwere Blutungen aus den Körperöffnungen, Einblutungen in die äußere Haut sowie die Schleimhäute, ...
Vorbeugung:
Durch regelmäßige Kontrolle und sofortige Entferneung von Zecken bzw. durch den Einsatz von zeckenabwehrenden Wirkstoffen (z.B. Permethrin oder Deltamethrin) kann eine Infektion verhindert werden.
Nachweis:
Blutuntersuchung
Bemerkung:
Eine Übertragung vom Hund auf den Menchen ist sehr unwahrscheinlich.
FSME (Frühsommer - Meningoenzephalitis)
Hunde erkranken im Gegensatz zum Menschen nur selten am viralen Erreger FSME. Beim Hund müssen zusätzliche Faktoren, wei beispielsweise ein schwaches Immunsystem, andere Infektionen oder Erkrankungen vorliegen, damit eine Schädigung des zentralen Nervensystems mit Hirnhaut- und/oder Gehirnenzündungen durch eine FSME-Übertragung bewirkt wird.
Überträger:
Die Übertragung bei einem Zeckenstich wird wiederum durch den Gemeinen-Holzbock verursacht und tritt mit 546 Fällen im Jahre 2006 weitaus seltener in Deutschland auf, als die Borreliose. Das FSME-Virus kommt in Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, der Rheinland-Pfalz und Thüringen vor.
Inkubationszeit nach dem Biß:
Eine frühzeitige Entferneung der Zecke, was zum Beispiel vor Borreliose schützen kann, nützt bei FSME nichts. Bis zum Ausburch der Krankheit vergeht in der Regel ungefähr eine Woche, es kann aber auch länger dauern.
Symptome:
sehr hohes Fieber, Verhaltensauffälligkeiten verursacht durch das klinische Betreffen von Rückenmark, Hirnstamm und Großhirn, wie Aggressivität sowie Teilnahmslosigkeit, auch Krampfanfälle sowie starke Schmerzen bei Berührungen im Kopf- und Nackenbereich, ... Leider endet die Krankheit häufig tödlich und viele Hunde mit FSME müssen innerhalb weniger Tage erlöst werden.
Vorbeugung:
Das Risiko einer gefährlichen Erkrankung durch FSME kann durch verschiedene Präparate gegen Zecken, die im Fachhandel und beim Tierarzt angeboten werden, vermindert werden.
Nachweis:
Antikörpernachweis
Bemerkung:
Menschen können sich vor FSME durch eine Impfung schützen.
EHRLICHIOSE:
Bei dieser Krankheit befällt das Bakterium Ehrlichia canis die Monozyten, die zu den weißen Blutkörperchen zählen, und gelangt in die Lymphknoten, Milz und weitere Organe des Hundes.
Überträger:
Die Übertragung bei einem Zeckenstich durch den Gemeinen-Holzbock dauert etwa 24 Stunden. Die canine Ehrlichiose ist eine sehr häufig und weit verbreitete Krankheit, die sich bisher hauptsächlich auf torpische und subtropische Länder konzentriert, kommt aber bis auf Australien inzwischen weltweit vor. In Europa wurde schon vor über 10 Jahren ein hoher Prozentsatz serologisch positiver Hunde: Türkei 64%, Spanien 40%, Portugal 50% und Süditalien 20% gefunden.
Inkubationszeit nach dem Biß:
10 bis 20 Tage
Symptome:
wiederkehrende Fieberschübe, Appetitlosigkeit, Atemnot, erhöhte Blutungsneigung (Nase, Schleim- häute und Haut), Bildung von Ödemen an den Gliedmaßen, Krämpfe, Milz- und Lympfknotenschwellungen, Blutarmut, ...
Vorbeugung:
Effektiver Schutz gegen Zeckenbefall
Nachweis:
Im akuten Stadium gelingt der Nachweis am besten mittels PCR. Um subklinische Infektionen zu diagnostizieren eignet sich der Antiköpernachweis. In dieser Infektionsphase kann die Infektion noch eliminiert werden. Chronische Infektionen hingegen sind schwer therapierbar, daher ist es wichtig, bereis subklinisch infiziierte Tiere zu erkennen und zu therapieren. Im chronischen Stadium eignet sich der Antiköpernachweis zur Diagnose.
Bemerkung:
Eine Hund-Mensch-Übertagung ist denkbar, wurde aber bisher nicht nachgewiesen. Hingegen ist eine Übertagung der Ehrlichiose von Hund zu Hund durch direkten Blutkontakt bereits bekannt.
Was Sie zur Vorbeugung einer Erkrankung Ihres Hunds durch Zeckenbefall tun können?
- Das Tier nach jedem Spaziergang sorgfälltig nach Zecken absuchen und diese ggf. entfernen
- Gebiete meiden, die zeitweise viele Zecken beherbergen
- Ihren Hund an Pfoten, Füßen und Bauch eine Woche lang täglich mit Kokosöl einreiben. Danach reicht ein- bis zweimal die Woche
- Ihrem Hund Schwarzkümmelöl-Tropfen ins Futter geben. Schwarzkümmelöl sollte dem Hund nur Kurweise, über einen Zeitraum von maximal 6 bis 8 Wochen, verabreicht werden. Bestenfalls beginnen Sie einen Monat vor der Zeckensaison. Schwarzkümmelöl kann in zu großen Mengen gesundheitsschädigend für den Hund sein
- Ihren Hund mit ausreichend B-Vitaminen versorgen. Vitamin-B-Komplex über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen dem Hund verabreichen
- das Immunsystem Ihres Hundes durch die zusätzliche Gabe von Vitamin C stärken. Vitamin C wird eigentlich vom Hundeorganismus selbst synthetisiert. In Zeiten der Läufigkeit bei Hündinnen, dem Haarwechsel sowie in fordernden Zeiten, wie zum Beispiel bei einem Umzug oder Urlaub mit Hund kann kurweise, über einen Zeitraum von max. 12 WO, Hagebuttenschalenmehl zur Deckung des erhöhten Bedarfs an Vitamin C dem Hund verabreicht werden
- Knoblauch kann ebenso Kurweise über einen Zeitraum von 6 bis 8 Wochen dem Hund zur Zeckenprohylaxe verabreicht werden. Knoblauch kann in zu großen Mengen gesundheitsschädigend für den Hund sein!
- Ihrem Hund eine Bernstein- oder Kermikkette anlegen. Erfahrungsgemäß bewirkt bei vielen Hunden das Tragen einer Bernstein- oder Keramikkette eine beachtliche Minderung des Zeckenbefalls
- naturbelassene Präparate auf pflanzlicher Basis mit Jogobaöl, Teebaumöl, Neemöl und Lavendelöl auf der Haut des Hundes verteilen (Nackenbereich, Schwanzansatz). Bitte respektieren Sie den äußerst guten Geruchssinn eines Hundes. Wenn Ihr Tier beim riechen des Präparats "auf und davon" ist, ist es nicht empfehlenswert einem Hund dieses Produkt zur Aufnahme über die Haut und somit für einen längeren Zeitraum zuzumuten. Teebaumöl kann in zu großen Mengen geschundheitsschädigend für den Hund sein!
- ein Zecken oder Flohhalsband, verschrieben durch einen Tierarzt, am Hund anbringen
- ein Spot On Päparat auf Anraten eines Tierarztes auf den seit mindestens 4 Tagen tockenen Hund auftragen und weitere 4 Tage darauf achten, dass die Oberfläche des Hundes nicht mit Wasser in Kontakt kommt
- Bravecto, ein umstrittenes Mittel zum Einnehmen, das über den Magen-Darmtrakt des Hundes aufgenommen und durch einen Tierarzt verschrieben wird eingeben
Wir wünschen ein zeckenfreies 2018!
Nina Tschanhenz, April, 2018