Oft ist es besser, wenn ein Tier dem verlangten Unsinn seines Frauchens oder Herrchens nicht Folge leistet. Warum zum Beispiel sollte sich ein Hund bei strömendem Regen oder nasskaltem Schneematsch hinsetzen oder sich in ein „Platz“ ablegen? Aus welchem Grund sollte ein Hund auf direktem Weg zu seinem rufenden Halter kommen, wenn sich auf der Wiese die er hierzu überqueren müsste, gerade mehrere Hunde provokativ aufstellen oder er durch ein stechendes Brombeerfeld zu laufen hätte. Da bringt auch der oft vermeintlich positive Aufbau des Kommandos nix. Einen Labrador, der, wie hinlänglich bekannt ist, als Vielfrass gilt, mit einem Stück Frankfurter zu belohnen bewirkt, dass das Tier seine Grenzen missachtet und vor lauter Euphorie nicht mehr klar denken kann. Zu oft beobachte ich, dass diese Hunde sich unter Schmerzen für eine Futterbelohnung absetzen. Fachsprachlich wird diese übermotivierende Belohnung dann „positive Bestärkung“ genannt. Positives Hundetraining baut darauf auf, dass die Tiere die Kommandos ihrer Haltenden gerne ausführen und freudig mit dem Menschen zusammen arbeiten. Doch solange wir Gehorsam als oberste Priorität in der Ausbildung von Hunden erachten und erwarten, ohne gleichzeitig einen Rahmen zu schaffen in dem sich das Tier sicher und wohl fühlt, erzielen wir auch kein positives Hundetraining. Es ist ein Irrglaube zu denken, dass wir Stress, Unsicherheit und Frustration durch Kontrolle aus unseren Hunden „raustrainieren“ können. Denn das Gegenteil ist der Fall, wir trainieren all dies immer fester in sie hinein. Auch wenn der Mensch in der Regel der Bestimmende ist, sollte der Hund auch selbst entscheiden dürfen. Er hat eigene Gefühle, Bedürfnisse und Gedanken. Es kommt also darauf an, wie wir unseren Hunden etwas beibringen und auch was wir ihnen beibringen. Anstatt den Hund mit Kommandos zurechtzuweisen oder von Herausforderungen abzulenken, sollten wir ihn dabei unterstützen, gelassen mit der Umwelt zurecht zu kommen. Jedes Kommando das gar nicht erst gegeben werden muss ist ein gutes Kommando. Das bedeutet nämlich, dass das Tier gelernt hat mit der Situation umzugehen. Ein verantwortungsbewusster Hundemensch sollte bemüht sein, so viel wie möglich über die Sprache, das Ausdrucksverhalten und die Bedürfnisse seines Hundes zu erfahren, denn nur so kann er ihn verstehen und das wiederum ist die unbedingte Voraussetzung für angemessenes und faires Handeln.
Nina Tschanhenz
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2 Kommentare
von sabine on 14 March 2017 6:17 am
sehr schön beschrieben! Genau so ist es! Danke für diesen schönen Artikel.
von Horst/Vegas on 26 November 2019 7:50 am
Cooler Artikel
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